Über die Ausbildung von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621) ist nur wenig bekannt. Scheinbar ohne Vergangenheit rückt er erst etwa von seinem 44. Lebensjahr an als eine Art Vaterfigur für zahllose Schüler ins Bewusstsein der Historiker. Auch wenn der Ruhm Sweelincks für die Zeitgenossen im Wesentlichen auf seinem ausgeprägten Talent als kunstvoller Improvisator basierte, so reichen die erhaltenen Kompositionen für Tasteninstrumente mehr als nur aus, ihn auch als herausragenden Protagonisten der Musikgeschichte zu würdigen. Die Einflüsse, die der Komponist in diesen Werken verarbeitete, sind äußerst vielfältig: Liedgebundene Variationszyklen verweisen etwa auf die englischen Virginalisten, freie Formen - wie etwa die kontrapunktischen Fantasien, Ricercari oder die improvisatorischen Toccaten - lehnt Sweelinck dagegen gern an südeuropäische Vorbilder aus Italien oder Spanien an. Auf dieser Grundlage entwickelt er schließlich eine sehr persönliche kompositorische Handschrift, die ihrerseits allmählich selbst zum Prototyp beispielsweise protestantischer Choralbearbeitungen avanciert. In der interpretatorisch wie aufnahmetechnisch exzellenten Gesamteinspielung von Leon Berben (u.a. auf den historischen Orgeln in Tangermünde, Oosthuizen und Lüttich) wird dies mehr als nur deutlich.