Obwohl es Indizien für eine Bestimmung des Ricercars c-Moll BWV 1079 aus dem "Musikalischen Opfer" für eine Ausführung auf dem Cembalo gibt, rufen die subtilen Harmonien und verschränkten Dissonanzen für jeden, der die Komposition einmal auf einer Orgel gehört hat, nach diesem Instrument mit stationärem Klang. Das mag auch früher so gewesen sein, denn es sind allein schon drei Orgeleinrichtungen des Ricercars aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus dem Kreis um J. S. Bach erhalten, wie Christoph Wolff nachweisen konnte.
Besondere Aufmerksamkeit zieht die Orgeleinrichtung der "Ricercata a 6 Voci" des Bachschülers Johann Friedrich Agricola (1720-1774) auf sich. Der Bearbeiter hat sich nicht nur wie der Bachschüler Johann Christian Kittel (1732-1809) und ein unbekannter Schreiber darauf beschränkt, die als Partitur gedruckte Vorlage auf zwei oder drei Clavier- oder Orgelsysteme zusammenzuziehen, vielmehr hat er der auf einem extra Pedalsystem notierten Bassstimme seiner ansonsten sehr genau dem Originaldruck folgenden Übertragung an einigen Stellen eine zweite vereinfachte und geänderte Lesart beigefügt.
Diese instrumentengerechte Version ist gegenüber der Originalfassung beim Spiel auf der Orgel sogar zu bevorzugen, da lange Achtelketten auf einem mit 16- oder gar 32-Fuß-Klangbasis registrierten Pedal in der Tiefe weniger deutlich vernehmbar sind als ein laufender Bass auf dem Cembalo mit dem ihm eigenen Anreiß-Klangcharakter. Auch vermeidet er zwar das auf zeitgenössischen Cembali vorhandene, aber auf deutschen Orgeln der Zeit fehlende Contra-B in Takt 67 auf der ersten Achtelnote auf der Taktzeit 1, indem er es weglässt und stattdessen die zweite Achtelnote B zu einer Viertelnote verlängert.
Nach der vorliegenden Ausgabe kann das Ricercar sowohl nur mit Principal 8 Fuß im Manual und selbständigem oder angekoppeltem Pedal mit Subbass 16 Fuß (und Octavbass 8 Fuss) bis hin zum großen 32-Fuß-Plenum bei gekoppelten Manualen und freiem Pedal, um die beiden Extreme zu nennen, in einer durchgehenden Registrierung gespielt werden.
Aus dem Vorwort von Rüdiger Wilhelm